
Ausdrucksstarke Tanz-Bilder
Tanzprojekt des Rats setzt Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" um (21.11.'97)
Von Ursula Koch (Mindener Tageblatt, 25.11.'97), Zeichnungen von Mareike Hundt
Die Malerin setzt letzte Farbtupfer, hier noch ein Strich, dort noch eine Schattierung - das Werk scheint vollendet, doch damit fängt alles erst an. Von Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" hat sich das Tanzprojekt am Ratsgymnasium inspirieren lassen, zu sechs der neun Bilder Tanzszenen entwickelt. Mal mystisch, mal heiter und verspielt, dann wieder furchterregend gestalten die Schülerinnen die Szenen.
In der ersten Szene beginnen die
Bilder plötzlich zu leben. Gnome entspringen den Gemälden und
jagen den Ausstellungsbesuchern einen gehörigen Schrecken ein -
doch am Schluß drehen die Besucher den Spieß um, erschrecken
genügt und die Fabelwesen verschwinden. Und schon geht es in die
Tuilerien, wo an einem sonnigen Nachmittag Kinder spielen - eine
Szene voller Heiterkeit. Dann wird es ernst: Der arme Jude
Schmyle versucht, gegen den reichen Juden Goldenberg
aufzubegehren. Jede Mine, jede Geste drückt das Leid dieses
Mannes
aus, doch am Ende unterliegt er.
Die Tanzszenen zu der Musik Mussorgskis haben die Aufführenden -
Kerstin Bolten, Carola Fern, Rosi Fiege, llka Hanke, Laura
Kimmenskamp, Basma Mejri, Katharina Nikley, Sabrina Nolting,
Stephanie Pagel, Meike Strebel, Jessica Töller, Sarah Wehking
und Isabel Zimmer - selbst choreographiert. Geleitet wird das
Projekt von den Lehrerinnen Anne Buchalle und Cordula Küppers.
Erfrischende Darbietungen
Das sehr zurückhaltende Bühnenbild hat der Kunstleistungskurs der Jahrgangsstufe 12 von Ulrich Kügler entworfen: zwei filigrane Pyramiden und Säülen, die die Bühne gliedern, sich sehr flexibel den einzelnen Bildern anpassen. Die Kostüme entwarf Mareike Hundt, eine ehemalige Rats-Schülerin und inzwischen Kostüm-Designerin.
Sehr lebendig
informierte Hans-Christoph Schröter, Lehrer am Ratsgymnasium,
über Leben und Musik Mussorgskis. Er begleitete einzelne Szenen
am Klavier und gab hier und da auch zunächst einen Höreindruck
der originalen Klavier-Version, bevor die Schülerinnen zu der
von ihnen ausgewählten Bearbeitung - Maurice Ravel hat das
Stück für Orchester umgeschrieben, der Japaner Isao Tomita
übertrug es für Synthesizer - tanzten.
Das verursachte allerdings beim ersten Bild, bei den Gnomen, einen Frühstart. Kaum hatte Schröter den ersten Ton angestimmt, begannen die Mädchen zu tanzen, ohne die eigentlich geplante Orchesterfassung abzuwarten - Lampenfieber. Das dürfte auch an den kleinen Beinahe-Zusammenstößen auf der Bühne Schuld gewesen sein. Die Aufführungsroutine fehlt eben noch. Bis zur Vorstellung im Juni zum Stadtjubiläum bleibt ja aber auch noch Zeit.
Das Lieblingsbild des Publikums war, dem Beifall nach zu urteilen, das der Küken. Dazu dürften Kostüme und Musikauswahl nicht unwesentlich beigetragen haben. Tomitas Synthesizer -Fassung und die gelben Plüschhöschen der Tänzerinnen mit dem Feder-Bürzel sind ausgesprochen plastisch.
Zu verspielt? Nein, erfrischend.
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Bilder einer Ausstellung
Bericht einer Schülerin
über die Vorbereitungen
Am Anfang dieser Schulhalbjahres hat uns unsere
Lehrerin Frau Buchalle das Musikstück Bilder einer
Ausstellung" von Modest Mussorgski ( russischer Komponist
1839- 1881) vorgestellt. Es ist nach einer Gedenkveranstaltung
anläßlich des Todes von Mussorgskis Freund Hartmann entstanden.
Der Komponist will mit seiner Musik die Bilder der Ausstellung,
die Empfindungen, die er bei der Betrachtung hatte, und zu den
Bildern erdachte Handlungen und Szenen mit den Mitteln der Musik
ausdrücken. Das Musikstück ist in neun Bilder und fünf
Promenaden, die die Bilder miteinander verbinden, und eine
Promenadenvariation unterteilt. Die einzelnen Bilder sind sehr
verschieden: Ihr Ausdruck reicht vom Lyrischen übers Groteske
bis zum Mystischen.
Mussorgskis Werk wurde mehrfach von anderen Musikern bearbeitet.
So z.B. 1922 von dem Impressionisten Maurice Ravel, einem
Bewunderer Mussorgskis, der das Stück für ein Orchester
umschrieb. Insgesamt hat Ravel aber wenig geändert. 1971 wurde
das Stück von der englischen Rockgruppe Emerson, Lake &
Palmer umgeformt und neu interpretiert. 1975 verfaßte der
Japaner Isao Tomita eine fast notengetreue Übertragung auf
Synthesizer. Diese Version ist sehr konkret, da man z.B. fast
meint, das Wasser blubbern zu hören.
Als Anregung für die Erarbeitung der tänzerischen Umsetzung
dieses Stückes gab uns Frau Buchalle eine Zusammenfassung einer
Aufführung von 1979. Außerdem sahen wir uns die Aufführung des
Oratoriums für Maria Wedemeier" von unserem
Vorgängerkurs an.
Nachdem wir uns entschieden hatten, welche Vertonung wir für
welches Bild nehmen wollten, erarbeiteten wir in Gruppenarbeit
die Choreographie für einzelnen Bilder und Promenaden, wobei wir
das Bild des Gnoms noch außen vor ließen. Am Ende dieser Arbeit
stellten sich die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse gegenseitig
vor, und wir besprachen uns das erste Mal mit Herrn Kügler, dem
Leiter des Kunst-LKs der Jahrgangsstufe 11, der das Bühnenbild
entwerfen wird. Außerdem haben wir schon unsere Kostüme
besprochen und überlegt, woher wir sie bekommen könnten, wobei
uns Frau Buchalle und Frau Küppers hilfreiche Tips gaben.
Danach begannen die einzelnen Gruppen, den anderen ihre
Schrittfolgen beizubringen. Die Rolle des Lehrenden war für uns
alle eine neue Erfahrung. Wir hätten nicht gedacht, wie schwer
einfache Bewegungen mit vielen Leuten zusammen sein können. Wir
mußten auch einige Umstellungen vornehmen, da wir erst jetzt
sahen, wie unsere Choreographien auf die Zuschauer wirken
mußten. Außerdem entschieden wir, mit welchen Materialien wir
unsere Bewegungen unterstützen wollen ( z.B. Tücher) und wir
verteilten die einzelnen
Rollen.
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